Bericht unseres CVJM- und Gemeindemitgliedes
Manuel Bühler über sein FSJ beim CVJM in Unteröwisheim
Hallo liebe Schiltacher!!!
So langsam wird es schon Zeit für mich eine erste kleine Zwischenbilanz von meinem FSJ hier im Schloss vom CVJM Landesverband zu ziehen. Seit 7. September 09 bin ich nun schon hier und die Zeit verging unglaublich schnell.
Tja, zum Tag der Abreise kann ich nur noch mal die Worte meines Vorgängers (Bernd Bühler) wiederholen die er damals schon geschrieben hat. Man geht, verlässt ein “gemachtes Nest“ , verlässt Familie, Freunde, die Gemeinde, das Berufsleben und noch vieles mehr. Und man fragt sich dann, mit was man diese großen Lücken die es nun zu füllen gibt, füllt. Und ich hab mich schon auch gefragt ob das was dort im Schloss geboten wird mich auch glücklich machen wird. Also solche Wörter wie Küche, Spülen, Putzen, Gästeservice, Wäsche machen usw. gehören ja bekanntlich nicht zu meinen stärksten Seiten. Klar gibt es auch noch die Holzwerkstatt und den Hausmeister der sich über einen Schreiner natürlich ganz besonders freut. Und außerdem bin ich ja nicht mit dem Gedanken ins Schloss gegangen, dass ich jetzt dort ein Jahr lang nur Dinge tue die ich eh schon kann. Dieses Jahr soll einem Helfen vielleicht auch Fähigkeiten zu entdecken von denen man noch gar nichts weiß. Aber nun möchte ich euch einen kleinen Überblick mit Hilfe eines Tagesablaufes geben, damit ihr euch das Leben hier im Schloss etwas besser vorstellen könnt.
Es gibt 4 Arbeitsbereiche:
- Die Küche,
- den Haus- und Gästeservice,
- den Empfang und die
- Holzwerkstatt.
In diese Bereiche wird das Jahresteam aufgeteilt. Drei kommen in die Küche, zwei in den Service, eine an den Empfang und fünf in die Holzwerkstatt. (Einer davon kümmert sich das ganze Jahr über um die Außenanlagen des Schlosses, er ist gelernte Fachkraft für Gebäudedienstleistungen und macht deshalb hier ein Sonder-FSJ um seine Kenntnisse etwas zu vertiefen.)
Das Jahresteam besteht also aus 11 Leuten die so unter-schiedlich sind wie man es sich eigentlich nicht vorstellen kann. Liegt vielleicht aber auch daran das wir nicht gerade alle aus einer Ecke kommen. Von Mitteldeutschland über Schweizer Grenze bis hin zu Kenia sind Leute im Jahresteam und das bereichert auf jeden Fall sehr.
Ein kleines Ereignis möchte ich erzählen. Wir wollten ins Kino gehen. Sechs Leute wollten mit einem Auto fahren mit fünf Sitzplätzen. Joshua (aus Kenia) meinte daraufhin kurz-entschlossen er würde im Kofferraum mitfahren, das wäre ja das kleinste Problem. Daraufhin musste ich ihm dann erst mal erklären dass die deutsche Straßenverkehrsordnung so etwas nicht ganz so locker sieht als die kenianische. Er war total schockiert wie streng und ordentlich es auf deutschen Straßen doch zugeht. In Kenia sei es normal das man zu acht in einem 5 Personen PKW fährt und nicht mehr als 6m Sicherheits-abstand zum Vordermann hat. Also da möchte ich nicht mehr fahren.
Nun aber zurück zum Thema. Diese Arbeitsbereiche wechseln alle 4 Monate. Mein erster Bereich ist natürlich die Holz-werkstatt. Die Werkstatt ist eigentlich für alles zuständig. Dekoartikel aus Holz bauen für das kleine Lädelchen im Schloss, sämtliche Hausmeisterjobs die von uns erledigt werden können, Getränke für das Kellerbistro einkaufen, irgendwelche Transporte mit den VW Bussen, Grüngut entsorgen, kaputte Kochlöffel reparieren usw. . Also sehr abwechslungsreiche Aufgaben eben. Ein kleines „Haus“ für die Regenwasseranlage zu bauen war mein erstes großes Projekt wo mein Schreinerwissen gefordert wurde. Und auch sonst ist es sehr hilfreich dass ich eine Ausbildung gemacht habe. Menschen mit Abitur tun sich bei einigen Dingen eben doch etwas schwerer als die anderen die schon einmal Erfahrung mit der täglichen Arbeit gemacht haben ; ). Und das sind in diesem Jahresteam eben nur zwei Personen.
Also, jetzt aber mein Tagesablauf:
Morgens um 7.15 Uhr aufstehen, um 7.30 frühstücken(viel essen und wenig reden), 8.00 Uhr Morgenlob im Andachtsraum und um 8.30 ist Arbeitsbeginn. Zum Mittagessen geht es um 12.30 Uhr und ab 13.30 geht es wieder ran an die Arbeit bis 16.00 Uhr. Der Tag wird beendet mit einem Feierabendgebet um16.15 Uhr und dem Abendessen um 18.00 Uhr. Natürlich sehen in der Küche die Arbeitszeiten wieder anders aus. Am Wochenende bin ich auch meistens in der Küche im Einsatz damit die Gäste nicht hungern müssen. Ausnahmen gibt es wenn Familienfreizeiten im Schloss sind. Dann bin ich mit einer Jahresteamlerin für das Kinderprogramm zuständig. Kommt aber nur selten vor.
Also die Küchenarbeit war Anfangs schon etwas herb. Am ersten Wochenende standen 7 Leute, von denen keiner auch nur einen blassen Schimmer vom Kochen hatte in der Küche und versuchten mit „kleinen Tipps“ der Küchenchefin ein Menü für 50 Leute auf den Tisch zu bringen. War stressig!!! Man wusste nicht wo die Töpfe sind, der Herd ging nie an, man vergaß Spüli beim spülen, das saubere Geschirr wurde gar nicht oder falsch eingeräumt, im Tiefkühlhaus ist man erfroren bis man das hatte was man suchte, die Suppe wurde kalt bis sie abgefüllt war, an Backblechen verbrannte man sich die Finger und ich könnte gerade so weitermachen. Der totale Wahnsinn eben. Da die Chefin in der Küche aber wirklich sehr talentiert ist was das Anleiten von ahnungslosen jungen Leuten betrifft, wurden die oben genannten Probleme auf ein Minimum reduziert.(Das ist immer noch genug ). Es war auf jeden Fall bis jetzt immer recht lustig und doch auch sehr lehrreich in der Küche. Ich hab es mir wirklich viel schlimmer vorgestellt. Die Arbeit dort macht in den allermeisten Fällen echt Spaß. Und irgendwelche Gags wie Hausschuhe im Tiefkühlhaus einfrieren, Salat in heißem Wasser waschen oder Suppe mit Suppenschöpfer essen gehören halt auch dazu.
Aber es gibt auch ernste Stunden im Schloss. Das Jahresteam hat jeden Mittwoch 1,5 Stunden Seminar. Seminar bedeutet, dass es um Themen wie z. B. Gemeinschaft, Taufe, Gebet, Wunderheiler, perfekte Gemeinde oder ähnliches geht. Diese Seminare werden meistens von Georg (Schlossleiter) gehalten, aber auch andere CVJM Mitarbeiter machen immer mal wieder eins. Es wird viel diskutiert und dadurch bekommt man neue Sichtweisen und lernt viel dazu.
Eine Sache die schwieriger ist als gedacht, ist das Morgenlob. Es wird jeden Tag von einem anderen Jahresteamler oder Lebenshausmitarbeiter gehalten. Es beinhaltet Singen, Psalm beten und eine Andacht zum fortlaufenden Bibeltext. Diese Andacht zu machen hat es manchmal ganz schön in sich. Es gibt Bibeltexte mit denen kann man einfach nicht viel anfangen oder man versteht sie erst gar nicht. Dazu dann etwas erzählen was auch noch Sinn macht ist gar nicht so einfach. Aber man wächst mit den Herausforderungen und man wird auch von den Mitarbeitern unterstützt wenn man mal Hilfe braucht. Es ist ein Ziel des Lebenshauses, dass alle Jahresteamler nach diesem Jahr Andachten halten können und darin auch sicher werden. Und auch Aufgaben wie z. B. eine Predigt halten kann geübt werden. Im Gottesdienst am Elternwochenende haben zwei Jahresteamler Georg und ich die Predigt gemeinsam gemacht. Sie wurde aufgeteilt in vier Sinnesabschnitte und jeder hat dann seinen Teil vorbereitet und gehalten. War eine sehr gute und interessante Erfahrung auch wenn ich am Anfang gewisse Zweifel hatte.
Die Eltern der Jahresmannschaft waren unsere letzten Gäste vor dem Weihnachtsurlaub. Ansonsten trifft man alle möglichen Gäste im Schloss an. Von Kinderfreizeiten über Tage für jung verheiratete bis hin zu Seniorenfreizeiten gibt es alles. Auch Promis wie z. B. der Gründer von „web.de“ werden immer wieder ins Schloss eingeladen als Referenten. Es sind auch immer wieder Gruppen und Firmen im Haus, die Fortbildungen oder ähnliches in den Seminarräumen machen.
Der nächte große Event ist die Neujahrsfreizeit von 28.12.09 bis 1.1.10 mit 80 Leuten(davon 45 KINDER und ich „darf“ Kinderprogramm machen). Und ab dem 4.1.10 ist die ganze Jahresmannschaft für 10 Tage in Bayern auf dem Hauptseminar. Dort treffen sich 70 FSJler aus christlichen Einrichtungen um eine „Zwischenbilanz“ zu ziehen. Bin ich echt gespannt darauf. Und im Februar sind eine Jahresteamlerin und ich auf dem Jungscharleiterkurs in Belchenhöfe mit dabei. Bei viel Schnee und wir müssen Arbeiten : (
Ja, das war jetzt mal das ganz grobe, ich könnte noch viel erzählen, mach ich aber nicht, ihr müsst ja auch noch was zu fragen haben und ich wünsch allen Leser/innen eine schöne und gesegnete Weihnachtszeit und einen guten Rutsch nach 2010.
Liebe Grüße
Manu