Muriel Groz lieferte „Ohrenschmaus“

70 Besucher kamen am Sonntagabend  in die evangelische Stadtkirche, um hier das Orgelkonzert mit der Organistin Muriel Groz (Grenoble und Lyon) an der großen Heintzorgel mitzuerleben. Die „Interessengemeinschaft Orgel und Kirchenmusik Schiltach“ hatte dazu eingeladen. Die Ausführende ist in Schiltach keine Unbekannte. Es war diesmal bereits das fünfte Mal, dass sie hier konzertierte. Grund für diese Häufigkeit ist neben den guten Konzert-bedingungen nicht zuletzt auch die private Verbindung zum hiesigen Pfarrer-Ehepaar Glimpel.  Seit Herbst 2011 studiert Muriel Groz, die aus Grenoble stammt, am Konservatorium in Lyon das Fach „Orgel“.

Auch Pfarrer Christoph Glimpel, der das Konzert moderierte, freute sich zusammen mit der Organistin über den guten Besuch. Er kündigte das Konzert als „Ohrenschmaus“ an und von der Richtigkeit dieser Aussage konnte sich das Publikum dann später überzeugen. Glimpel verstand es hervorragend, die Komponisten und den musikalischen Gehalt der gespielten Werke zu erläutern, Exkurse in die Musik- und Kompositions-lehre zu machen und Theologie und musikalische Aussagemöglichkeiten zusammenzuführen. „Die hervorragende Akustik der Kirche, die großartige Orgel und die begabte Solistin“ nannte er eine harmonisch zusammen-wirkende Dreiheit.

Namhafte Komponisten verschiedener Zeitepochen hatte Muriel Groz ausgewählt. Mit außergewöhnlicher Brillanz und weiterentwickelter virtuoser Technik setzte sie die einzelnen Stücke in eigener Originalität um, darunter höchste Schwierigkeitsstufen. Mit dem 1. Satz der 4.Orgelsonate (Allegro con brio) von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) begann sie die Programmfolge. Mit großer Einfühlsamkeit wurden die Zuhörer mit hineingenommen in symphonische Musik dieses prägenden Komponisten. Und dann folgte die 5. Triosonate  BWV 529 (Allegro, Largo, Allegro) des Orgel-Großmeisters Johann Sebastian Bach (1685-1750). Drei Instrumente waren hier deutlich heraus-zuhören. Ursprünglich war es eine Übungskomposition für einen Musikschüler. Robert Schumann (1810-1856)  war mit seiner „Dritten Squizze in f für den Pedalflügel“ (op. 58 Nr. 3) vertreten. Mächtig und voll erklangen die Register. Immer wieder präsentierte sich schönes und nachhaltiges Erleben der musikalischen Sprache. Mit Francisco Correa de Arauxo (1584-1654) reihte sich ein Spanier in die Konzertfolge ein mit seinem „Tiento für geteiltes Register, für zwei Oberstimmen, in der zweiten Kirchentonart“. Es war ein Werk aufgeschriebener Improvisation, in das die Organistin ihre Ideen glänzend einbrachte. Von Maurice Duruflé (1902-1986), dem französischen Orgelkomponisten, erklang die Suite op. 5 „Prélude- Sicilienne-Toccata“. Es war gewaltiges musikalisches Geschehen, das sich hier entwickelte. Die Schöpfung der Welt fand mit musikalischen Sprachmitteln ihre treffende Darstellung. Chaos, Paradies und Leben nach dem Sündenfall wurden hörbar. Pfarrer Glimpel band hier die Lesung eines Teils der biblischen Schöpfungsgeschichte nach der Übersetzung von Martin Buber mit ein. Ein munter-fröhliches Haydn-Stück war die Zugabe, die mit langem Applaus von den Zuhörern gewünscht worden war. 


Muriel Groz und Pfarrer Dr. Christoph Glimpel
Pfarrer Christoph Glimpel gratulierte Muriel Groz zum Konzert und bedankte sich mit einem Blumenstrauß.

Foto und Bericht:
Rombach