Monatssprüche 2024
Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2024
Jeremia motzt! Er ist stinksauer, traurig, verzweifelt. Wie soll es jetzt nur weitergehen? Er hat alles verloren, was ihm lieb und wichtig war. Wie kann Gott so etwas nur zulassen? Mit harten Worten klagt Jeremia Gott an. Doch auszusprechen, was ihn ärgert und schmerzt, hilft ihm dabei, zu verarbeiten und trotz seiner ausweglos erscheinenden Lage Vertrauen zu wagen und die Hoffnung nicht aufzugeben. So kann Jeremia irgendwann seinen Tonfall ändern und sagt – und das ist unser Monatsspruch: „Dennoch will ich mir dies zu Herzen nehmen, das will ich hoffen: Die Gnade des Herrn hört nicht auf. Sein Erbarmen hat noch lange kein Ende, jeden Morgen ist es neu. Gott, deine Treue ist unfassbar groß.“ (Klagelieder 3,21-23)
Auch wir kennen das: Worte, die schmerzen; Diagnosen, die niederschmettern; Nachrichten, die erschüttern; verfahrene Situationen; herausfordernde Beziehungen; überfordernde Aufgaben. Was hilft dir, wenn du am Rand der Verzweiflung bist?
Mir hilft es, auszusprechen, was mich quält und ärgert – mit einer vertrauten Person und mit Gott darüber zu sprechen, ganz direkt, ungefiltert, ungeschönt. Das ändert zunächst erst einmal nichts an der Situation, aber nimmt dennoch die Last, weil es mir hilft meine Gedanken zu sortieren und meine Haltung zu überdenken. Ja, es stimmt: geteiltes Leid ist halbes Leid. Das ist wie ein Rettungsring: Da ist jemand, der Halt gibt, wenn das Wasser bis zum Hals steht; die da ist und zuhört. Das tut so gut. Denn es lässt mich spüren: Da sind dennoch Lichtblicke, wenn auch nur kleine Hoffnungsschimmer, die mich aber über Wasser halten.
Ja, auch das möchte ich diesen Monat einüben: mich nicht in Klagen zu verrennen, sondern mindestens jeden Morgen und jeden Abend meinen Blick darauf zu richten, wofür ich dankbar bin und wo ich Gottes Güte (in den kleinen Dingen) aufleuchten sehe.
Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zum Monatsspruch September 2024
Wenn eigentlich Schlafenszeit ist, haben unsere Kinder oft noch wichtige Fragen. So fragte unser Schulanfänger neulich: „Mama, du fragst mich doch immer, wer an mich denkt, wenn ich Schluckauf habe. Aber, du hast auch gesagt, dass Gott immer an mich denkt… dann müsste ich ja eigentlich immer Schluckauf haben….“
Ich bin müde und wünsche mir, dass auch die Kinder bald schlafen, deshalb antworte ich schnell: „Das sagt man nur so, dass der Schluckauf ein Zeichen dafür ist, dass jemand an dich denkt … In Wirklichkeit denken Gott und auch deine Großeltern und Paten viel öfter an dich, als dass du Schluckauf hast.“
Gerade möchte ich noch hinzufügen, dass jetzt aber geschlafen wird, da bohrt unser Großer weiter: „Aber woher weißt du das? Wie spüre ich es dann?“ Doch noch bevor ich meine Gedanken sortiert habe, sagt er: „Als ich mit dem Fahrrad hingefallen bin, da hat Gott ganz sicher an mich gedacht.“ „Wie meinst du das?“ „Ich war ja wirklich schnell unterwegs. Und trotzdem hat es nur kurz wehgetan, aber dann konnte ich weiterfahren.“
Ich staune. Denn tatsächlich war das ein Wunder, dass er mit ein paar Kratzern davongekommen ist. „Aber dass ich ausgerechnet dann krank geworden bin, als die Vorschüler einen Ausflug gemacht habe, das war gemein. Was hat sich Gott dabei gedacht? Oder war er da mit seinen Gedanken woanders?“ Ich nehme unseren Sohn in den Arm. „Oder war es morgens doch noch zu kalt, um ohne Jacke rauszugehen? …
Ich weiß es nicht, warum das so war, aber ich kann verstehen, dass dich das geärgert hat… Weißt du, es gibt vieles, das ich auch nicht verstehe. Und trotzdem glaube ich, dass Gott immer an dich denkt. Denn an jemanden, den man lieb hat, denkt man immer, ganz besonders auch dann, wenn es demjenigen nicht gut geht. Und Gott hat dich lieb. Und ich dich auch. Und jetzt schlaf gut, mein Schatz.“
Als ich das Kinderzimmer verlasse, kommt mir unwillkürlich ein Lied der Band „Ararat“ in den Sinn: „Du bist mir so fern, du bist mir so nah. Du scheinst mir so fremd, vertraut wunderbar.“ Diese Spannung ist oft schwer auszuhalten. Wir glauben an einen Gott, der spürbar nahe ist und dann auch wieder unendlich fern zu sein scheint. Einen Gott, der tröstet und der auch herausfordert; der aufrichtet, aber auch neu ausrichtet. Ein Gott, der nicht berechenbar ist und dessen Tun und Lassen uns eben nicht immer erschließt. Aber dem ich gerade aufgrund dieser Größe Vertrauen schenken kann. Denn einen Gott, den wir nicht im Griff haben, der hat beide Hände frei zum Helfen, Trösten, Lenken…
Nicht nur ich heute, sondern Menschen zu allen Zeiten haben dankbar gestaunt über Gottes Nähe und Güte, waren aber auch immer wieder irritiert von seinen Worten und Wegen. Die Menschen zur Zeit Jesu haben das erlebt und z.B. auch Jona und Jeremia. So stellt Gott durch den Mund des Propheten Jeremia die rhetorische Frage: Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ (Jeremia 23, 23)
Gott ist nicht nur räumlich gesehen überall. Auch inhaltlich können wir mal nah und mal ganz schön weit weg von Gott sein. Und trotzdem: Er denkt an uns. So wie er auch dann noch an Jona denkt, als dieser sowohl räumlich als auch inhaltlich weit weg von ihm ist. So kann uns dieser Monatsspruch ermutigen, unseren eigenen Standpunkt gegenüber Gott zu prüfen und die wunderbaren Momente der Nähe Gottes festzuhalten, um aus ihnen Kraft und Hoffnung zu schöpfen für jene Zeiten, die schwer fallen und unverständlich sind.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Start ins neue Schuljahr.
Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zum Monatsspruch Juli 2024
„Das machen alle so.“ „Das ist allgemeiner Konsens.“
Solche Argumente zählen ab diesem Monat nicht mehr.
Denn der Monatsspruch für Juli lautet:
„Folge nicht der Mehrheit, wenn diese im Unrecht ist.“
(2.Mose 23,2)
Diesen Monat heißt es: Eigenes Gehirn gebrauchen und Gewissen einschalten. Nicht einfach mitlaufen und sich hinter anderen verstecken, sondern: Aufstehen, diskriminierende Vorurteile aufdecken, plakative Meinungen hinterfragen, mit Menschen außerhalb meiner „Bubble“ ins Gespräch kommen, andere Perspektiven wahrnehmen und von ihnen lernen, Frieden suchen statt zu polarisieren, wachrütteln statt den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen… Ja, das könnte anstrengend werden. Ja, das erfordert Kraft und Mut. Doch es ist wichtig und wertvoll!
„Sei ein lebend´ger Fisch, schwimme doch gegen den Strom.“ Dieses Lied von Margret Birkenfeld wird seit 50 Jahren in den Jungscharen und Kindergruppen unserer Kirchengemeinden geschmettert. Es ruft nicht dazu auf: Hauptsache dagegen zu sein. Doch es führt uns - ebenso wie der Monatsspruch - vor Augen, dass nur weil es die Mehrheit so sieht und macht, das nicht automatisch heißt, dass das auch gut ist. Deshalb: Prüfe, was du siehst und hörst. Übernimm Verantwortung. Bleib mit Gott im Gespräch und ein lebend´ger Fisch.
Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zum Monatsspruch Juni 2024
Der Monatsspruch für Juni beginnt mit den Worten „Fürchtet euch nicht“. Das ist oft leichter gesagt als umgesetzt. Denn auch wenn ich nicht wie Mose vor dem Schilfmeer stehe und die Ägypter auf mich zu jagen sehe, kenne ich doch auch Situationen, wo die Wellen hochschlagen und mich unangenehme Dinge einzuholen drohen; wo sich ein Meer an Aufgaben und Problemen vor mir auftut, mir die Angst im Nacken sitzt und die Lage ausweglos erscheint. Und mitten da hinein kommt das Himmlische: „Fürchtet euch nicht.“ Durch diesen Zuspruch lösen sich die Sorgen nicht in Luft auf. Sie werden auch nicht wegdiskutiert. Doch der Angst wird ihre Macht genommen, da ich spüre: Ich bin nicht allein.
Weiter geht der Monatsspruch mit der Aufforderung: „Bleibt stehen!“ Bleibt ruhig, bleibt besonnen. Nein, wir sollen nicht in Angststarre verfallen, sondern erst einmal tief durchatmen, anstatt in blinden Aktionismus zu verfallen. Und wir sollen standhaft bleiben. Das ist mir in Bezug auf die bevorstehende Wahl besonders wichtig. Wir sollen uns nicht mitreißen lassen von radikalen Gedanken und diskriminierenden Plänen, sondern sollen einstehen für Demokratie, Menschenwürde und Mitmenschlichkeit.
Der ganze Monatsspruch lautet: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet (2.Mose 14,13) Manchmal tun sich Türen auf. Es geht weiter – anders als bisher und auch anders als erwartet, aber es geht weiter. Manchmal geht es sogar unerwartet gut weiter. Manchmal aber auch nicht. Manchmal tritt Befürchtetes eben doch ein oder es wird sogar noch schlimmer als befürchtet. Nicht immer sind Entwicklungen für mich nachvollziehbar und mir willkommen und sie sind sicherlich auch nicht immer Gott gewollt. Und trotzdem rettet er. Gottes Rettungsaktionen haben dabei viele Gesichter. Manchmal rettet er mich vor einem schlimmen Unfall oder einer bösen Krankheit. Manchmal rettet er mich in schlimmen Situationen vor Verzweiflung, Frust und Mutlosigkeit. Manchmal rettet er mich vor der Illusion, dass ich alles selbst in der Hand habe und lehrt mich Vertrauen. Und wieder höre ich das: „Fürchtet euch nicht“ und ahne: vielleicht ist es doch möglich als Mensch der Hoffnung zu leben, in Not durchzuhalten und beharrlich vertrauensvoll mit Gott im Gespräch zu bleiben (vgl. Röm 12,12). Das will ich im Juni versuchen.
Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zum Monatsspruch Mai 2024
„Alles ist mir erlaubt!“ - Hurra, Freiheit! Tun und lassen können, was ich will! So sein zu dürfen wie ich bin und mich nicht verstellen zu müssen! Sagen zu können, was mir auf dem Herzen liegt, und nicht nur anderen nach dem Mund reden. Was für ein toller Monatsspruch für den Wonne-Monat Mai!
„Alles ist mir erlaubt, aber…“ Wie immer… zuerst werden große Freiräume aufgezeigt und Hoffnungen geweckt und dann kommt das „Aber“… Dann werden doch wieder Grenzen gesetzt, Verbote ausgesprochen, Regeln aufgestellt.
„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.“ Ok, das wiederum kann ich genauso unterschreiben. Nicht alles, was ich darf, ist auch gut. Ich denke an die vielen Süßigkeiten, die ich tagtäglich in mich hinein futtere, obwohl ich eigentlich weiß, dass sie weder meiner Gesundheit noch meiner Figur guttun. Ich denke an die Feste mit viel zu viel Alkohol, an meine Bildschirmzeiten und an all das, was ich dort konsumiere. Und ich denke auch an das, was ich gesagt, getan oder unterlassen habe, was alles erlaubt, aber bei weitem nicht alles gut war für mich selbst und für das Miteinander.
Ich möchte Sie einladen, jede Woche im Mai in einem Bereich einmal genauer hinzuschauen und zu hinterfragen, ob das, was erlaubt ist, auch gut ist für Sie selbst und für Ihr Miteinander zu Gott und zum Mitmenschen.
Diakonin Susanne Bühler