Jahreslosung und Monatssprüche 2023
Gedanken im Oktober 2023 zum Weinstock
In diesen Wochen ist in den Weinregionen Hochbetrieb. Die Trauben werden geerntet, gepresst und vergoren. Und auf den Weinfesten wird mit dem neuen Wein angestoßen.
Und Jesus sagt: Richtig so. Habt die Reben und vor allem den Weinstock im Blick. Und lasst euch durch ihn an mich erinnern. Denn: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh 15,5)
In diesen Wochen ist in den Weinregionen Hochbetrieb. Doch das Eigentliche ist schon vorher passiert: Das Wachsen und Reifen der Trauben. Die Trauben sind gewachsen und gereift, weil der Weinstock sie gut versorgt hat und weil der Weinstock selbst von Sonne, Regen und Nährstoffen sowie der liebevollen Pflege des Weingärtners gut versorgt wurde.
Jesus sagt: „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.“ (Joh 15,1) Das ist das Eigentliche, das Wichtigste. Auch wenn die Trauben geerntet werden und Leerstellen hinterlassen, der Weinstock bleibt und wird wieder neue Früchte hervorbringen. Auch wenn in unserer Gemeinde eine Stelle frei wird, wenn ich im November die Stelle wechsle und als Bezirksjugendreferentin tätig werde: das Eigentliche bleibt: Jesus Christus, der Weinstock. Und das Feld wird auch deshalb nicht brach liegen, weil viele wunderbare, engagierte Menschen da sind, die dank ihres wertvollen Dienstes dafür sorgen, dass viele Angebote für Kinder- und Jugendliche auch in der Vakanzzeit aufrechterhalten werden können. Und dort, wo eine Lücke entsteht, kann dann etwas neues Wachsen, wenn wieder ein/e Diakon/in hier ist.
In diesen Wochen ist in den Weinregionen Hochbetrieb und auch hier bei uns ist einiges los. Jesus sorgt für Ruhe in und trotz all dem. Er sagt: „Bleibt in mir und ich in euch.“ (Joh 15,4). Denn er ist die Kraftquelle und Konstante. Er verbindet und stiftet Zukunft. Ein Bleiben in Jesus Christus bedeutet dabei nicht, dass alles so bleibt wie es war. Sondern ein Bleiben in Jesus Christus heißt, mit ihm unterwegs zu sein, wach hörend auf sein Wort, und mit ihm Veränderungen zu gestalten.
Gott stärke uns für den Weg, der vor uns liegt.
Ihre Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zum Monatsspruch September 2023
Es wird immer viel geredet. Da reden Schüler über Lehrer, Arbeitskollegen über ihren Chef, das Volk Israel über Jesus. Und Jesus fragt seine Jünger: „Für wen halten mich die Leute?“ Und die Jünger sagen Jesus, was sie so gehört haben: „Nun, manche sagen, du bist Johannes der Täufer, andere sagen, Elia, und wieder andere halten dich für Jeremia oder einen der anderen Propheten.“ Jesus lässt das unkommentiert stehen und fragt stattdessen seine Jünger direkt: „Wer sagt ihr, dass ich sei?“ (Mt 16,15) Schweigen. Die Meinung anderer weiterzugeben ist leichter als sich eine eigene Meinung zu bilden. Über andere zu reden ist einfacher als direkt Rede und Antwort zu stehen. Petrus findet als erster eigene Worte. Er bekennt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Auch wir haben vermutlich schon viel über Jesus gehört und gelesen: In der Bibel und im Gottesdienst, im Konfirmanden- und Religionsunterricht, in kirchlichen Gruppen und Kreisen, in der Familie und im Bekanntenkreis. Was sagen die anderen über Jesus? Und wer ist Jesus für mich?
Für mich ist Jesus Fundament und Hoffnung meines Lebens, weil er der gekreuzigte und auferstandene Christus, mein Erlöser, ist. Er ist für mich Wegweiser, treuer Begleiter und Ansprechpartner, und der stets Andere, der mich überrascht, herausfordert und mich erahnen lässt, dass da viel mehr ist als das, was ich fassen kann.
Wer ist Jesus für dich?
Ich freue mich, dass neben den vielen organisatorischen Fragen am Beginn des neuen Schuljahres auch diese Frage steht. Und ich wünsche mir, dass unsere persönlichen Antworten darauf uns tragen und leiten und uns auch gegenseitig ermutigen.
Ihre Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zum Monatsspruch Juli 2023
„Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet“ (Mt 5,44-45). Dieser Vers aus der Bergpredigt ist uns für den Juli aufgetragen. Feinde lieben und für sie beten!? Also die Menschen, die mich verletzt haben mit Worten und Taten. Die Menschen, die so anders denken und handeln als ich. Die ich unsympathisch finde. Deren Haltung mir fremd ist und deren Ziele und Einstellungen ich nicht nachvollziehen kann. Diese Menschen soll ich lieben und für sie soll ich beten!? Das ist doch wirklich (zu) viel verlangt.
Warum sagt Jesus so etwas? Weil Jesus Frieden liebt und Freiheit. Er möchte uns befreien von dem Zwang, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Er möchte uns befreien von dunklen Gedanken und Gefühlen, die um erfahrenes Leid kreisen, Hass schüren, Fronten verhärten und das Leben vergiften. Indem Jesus sagt: „Liebt eure Feinde und betet für sie“ durchbricht er diese Negativ-Spirale, weitet den Blick und eröffnet einen Weg in Richtung Freiheit und Vergebung. Sich für diesen Weg zu entscheiden, bedeutet nicht, so zu tun als sei nichts geschehen. Unrecht muss klar benannt und in Schranken gewiesen werden. Sich für diesen Weg zu entscheiden, bedeutet vielmehr, nicht aufzuhören zu hoffen und zu beten, dass Menschen sich ändern können, dass es Wege gibt sogar aus ausweglos erscheinenden Situationen. Sich für diesen Weg zu entscheiden, bedeutet auch in den Spiegel zu schauen und meine eigene Haltung zu hinterfragen und darauf zu achten, dass ich nicht (ungewollt) in die gleichen Verhaltensmuster verfalle wie mein „Feind“.
„Liebt eure Feinde und betet für sie.“ Mit diesem Satz wirbt Jesus für gegenseitiges Wahrnehmen und Verstehen. Er wirbt dafür den anderen als Menschen zu sehen und ihn nicht auf seine Taten zu reduzieren. Er wirbt dafür, dass wir versuchen zu verstehen, warum der andere so denkt und handelt wie er es tut. Ist es Angst, Hilflosigkeit oder sind es persönliche Verletzungen? Was hält ihn gefangen in seinen Vorurteilen und seiner Verbitterung? Welche Gewohnheiten und Erfahrungen spielen mit? Und welchen Anteil habe ich möglicherweise daran? Ja, es ist herausfordernd, seine „Feinde“ mit dieser Brille wahrzunehmen und sie nicht einfach unreflektiert abzustempeln und über sie statt mit ihnen zu sprechen.
„Liebt eure Feinde und betet für sie.“ Nein, Liebe lässt sich nicht erzwingen. Doch wie wir einander begegnen und miteinander unterwegs sein wollen, diese Entscheidung liegt bei uns. Treffen wir diese Entscheidung bewusst und lassen uns nicht nur von Emotionen leiten. Bleiben wir beharrlich im Gebet, sodass sich unsere Sicht der Dinge und Gottes Sicht annähern können.
Ihre Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zu Pfingsten
Pünktlich zum Pfingstwochenende blühen die Pfingstrosen. Die Blüten haben sich geöffnet und sind mit ihrem schön leuchtenden Rot weit sichtbar. Aufblühen. Sich öffnen. Für den Tröster, den Jesus den Seinen versprochen hat. Die frohe Botschaft von Jesus Christus ausstrahlen. Das ist Pfingsten. Ja, Pfingsten ist ein leuchtendes Fest. Es ist ein Fest der Fülle. Des Erfüllt-Werdens von Gottes Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Pfingsten ist „Gott in uns“. Pfingsten ist persönlich. Über jedem Einzelnen sind Feuerflammen zu sehen, so berichtet es die Bibel (Apg. 2). Gott wendet sich jedem Einzelnen zu: beGeisternd, belebend, ermutigend.
Persönlich, von Fülle geprägt ist auch der Segen, der als Monatsspruch über dem Juni steht. „Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.“ (1.Mose 27,28). Die Umstände, in denen dieser Segen gesprochen wird, sind alles andere als rosig. Rebekka hintergeht ihren Mann Isaak. Jakob lügt seinem blinden Vater dreist ins Gesicht und betrügt seinen älteren Bruder. Und das alles nur, um der Erste zu sein. Um besonders gesegnet zu werden. Und der Schwindel funktioniert auch noch. Jakob bekommt den Erstgeburtssegen von seinem Vater zugesprochen. Doch: Hat ein derart erschlichener Segen überhaupt Gültigkeit? Ja, Jakob ist und bleibt gesegnet. Auch wenn Gott garantiert nicht seinen Segen zu den Umständen gibt, zu der Art und Weise wie Jakob und Rebekka handeln und sich ihren Familienangehörigen gegenüber verhalten. Jakob als Mensch steht trotzdem unter Gottes Segen. Ganz unverdient. Denn Gott hat mit dem Betrüger Jakob noch etwas vor. Mit Gottes Segen kann Jakob zum Stammvater werden. Weil Gott trotz allem an ihm festhält, kann er nach vielen Jahren verändert zurückkommen.
Gesegnet sein mit der Fülle des Himmels und der Erde. Das erfährt Jakob. Gottes Fülle im Herzen spüren. Das ist Pfingsten. Das wünsche ich Ihnen. Gott mit Euch!
Ihre/Eure Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zu Taufe und Konfirmation
Wasser ist blau. Das sagen die Kinder. Das bringen wir Erwachsenen ihnen so bei. Aber eigentlich stimmt das ja nicht. Denn eigentlich ist Wasser klar. Und trotzdem stimmt es manchmal eben doch, dass Wasser blau ist: Wenn sich der Himmel im Wasser spiegelt. Wenn ein Stück Himmel auf Erden sichtbar wird. An sonnigen Tagen. Und auch bei der Taufe. Im Taufwasser ist sogar mehr Himmel als blau drin. Denn in der Taufe kommt der Mensch mit Himmel in Berührung, mit dem Himmelreich Gottes. Dass Gott eben nicht nur oben im Himmel, weit weg von uns wohnt, sondern uns nahekommt, das haben wir am Sonntag in Taufe und Taufgedenken sowie bei der Kindersegnung gespürt. Und nächsten Sonntag wird dies noch einmal bekräftigt. Denn mit ihrer Konfirmation bestätigen unsere acht Konfis ihre Taufe. Sie sagen JA zu Gottes JA, das ER in der Taufe über ihr Leben gestellt hat.
Sie sagen JA zum Himmelreich Gottes, das sich auf der Erde widerspiegelt. Doch: so wenig wie das Wasser blau ist, so wenig ist auch Himmel auf Erden. Da muss man doch gar nicht weit schauen oder lange suchen, um zu sehen: Da geht es alles andere als himmlisch zu. Warum laden wir Jugendliche dennoch oder gerade auch deshalb zur Konfirmation ein?
Weil das Himmelreich Gottes eben nicht von dieser Welt ist, sondern eine Perspektive ins Leben bringt, die das Herz weitet und den Blick fokussiert. Es lenkt den Blick auf das, was wirklich wichtig ist und dauerhaft trägt. Was nicht nur kurzfristig himmlisch erscheint, sondern was beständig ist und weitreichend wie der Himmel: „HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit ist unerschütterlich wie die Berge und dein Urteil gründet tief wie das Meer.“ (Psalm 36,6-7)
Wir wünschen unseren Konfis von Herzen, dass sich das Himmelreich Gottes in ihrem Leben spürbar ausbreitet und sie erfahren, dass der Himmel nicht nur weit oben ist. Sondern dass Gott ihnen zur Seite steht, sie leitet und begleitet und dass sich auf Erden etwas verändert, wenn wir Gottes Himmelreich hier Raum geben. Vielleicht erinnert sie und uns der Himmel, der sich in unseren Gewässern spiegelt, an das blaue Wasser der Taufe und das bestätigende „Ja mit Gottes Hilfe“ der Konfirmation.
Ihre Diakonin Susanne Bühler
Gedanken zur Karwoche und Ostern
In der Karwoche kommt alles zusammen. Von Palmsonntag bis Ostern häufen sich die Ereignisse und die Emotionen fahren Achterbahn. Bei Jesu Einzug in Jerusalem jubeln die Menschen ihm zu: „Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! (Mt 21,9) Und nur wenige Tage später, nach Jesu Gefangennahme, schreien sie: „Kreuzige ihn.“ So schnell können sich Begeisterung und Liebe in Wut und Ärger verwandeln. So einen großen Einfluss haben die äußeren Umstände auf das Verhalten der Menschen.
Petrus ist felsenfest davon überzeugt, dass er zu Jesus stehen wird - komme was da wolle. Er hat es sich fest vorgenommen und schafft es trotzdem nicht, sondern verrät gleich dreimal seinen besten Freund. Dann kräht der Hahn und rüttelt ihn wach. Und Petrus fängt an bitterlich zu weinen, weil er so enttäuscht von sich ist.
Auch die anderen Jünger müssen in der Karwoche einiges durchmachen. Sie feiern das Passahfest mit Jesus – das Fest der Befreiung. Doch so ausgelassen, fröhlich geht es diesmal nicht zu. Denn Jesus spricht davon, dass er verraten werden und sterben wird. Doch zuvor teilt Jesus mit ihnen Brot und Wein und stärkt sie damit innerlich für all das, was kommen wird. Er lässt sie schmecken und erahnen, wie eng sie mit IHM und miteinander verbunden sind und verbunden bleiben – durch alle Nächte hindurch, trotz aller Veränderungen.
Und dann kommt der Karfreitag: Jesus stirbt am Kreuz. Es wird Nacht. Traurigkeit, Wut, Sprach- und Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht und Schuldgefühle lasten schwer. Und es bleibt dunkel und still bis zum Ostermorgen. Und dort hören wir wieder das „Fürchtet euch nicht“ (Mt 28,5), das schon in der „Nacht von Bethlehem“ erklungen ist. „Fürchtet euch nicht. Jesus lebt und geht euch voraus.“ Freude und Ehrfurcht, Hoffnung und Mut brechen sich Bahn. Es wird wieder hell. Gott sei Dank.
In der Karwoche häufen sich die Ereignisse und deshalb auch die Gottesdienste. Denn wo (sich) viel bewegt, braucht es auch viel Gebet, Gemeinschaft und Vergewisserung. Paulus schreibt: „Wendet euch in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn. Dann wird der Frieden Gottes, der weit über alles Verstehen hinausreicht, über euren Gedanken wachen und euch in eurem Innersten bewahren – euch, die ihr mit Jesus Christus verbunden seid.“ (Phil 4,6-7). Das wollen wir tun in dieser turbulenten Zeit.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Karwoche und Osterzeit.
Ihre Diakonin Susanne Bühler
Monatsspruch März 2023
„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?“ (Röm 8,35) Paulus antwortet auf diese Frage mit den Worten: „Ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch gottfeindliche Kräfte, weder Hohes noch Tiefes, noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns je von der Liebe Gottes trennen kann, die uns geschenkt ist in Jesus Christus, unserem Herrn.“ (Röm 8,38-39) Das gilt. Ob wir uns der Liebe Gottes (aktuell) bewusst sind oder nicht. Gott hält an seinen Geschöpfen fest. Sichtbar und spürbar wird diese Liebe in der Taufe, wo dem Täufling zugesagt wird: „Du gehörst zu Jesus Christus. Du bist sein geliebtes Kind.“ Diese Zusage gilt. Ein Leben lang und darüber hinaus.
Von Gottes Seite ist die Beziehung geklärt. Und von unserer Seite? „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?“ Darum geht es in der Passionszeit. Viele Menschen nutzen diese besonderen Wochen vor Ostern, um bewusst einmal wieder innezuhalten, Gewohnheiten zu hinterfragen und innerlich aufzuräumen: Was ist es, was meinen Blick verstellt auf das, was wirklich wichtig ist? Was nimmt mehr Raum und Zeit ein als es sollte? Und wem oder was sollte ich eigentlich mehr Zeit widmen und Bedeutung zumessen? Was trägt im Leben und im Sterben?
Ich möchte Ihnen „7Wochen MIT“ ans Herz legen. Nutzen Sie diese Passionszeit als Zeit der Leidenschaft und Hingabe, um MIT-einander und MIT Gott im Gespräch zu sein über das, was wirklich wichtig ist.
Diakonin Susanne Bühler
Monatsspruch Februar 2023
„Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen.“ (Gen 21,6 E)
Sara lacht. Ungläubig, verbittert, ironisch. Ihr Mann Abraham und sie haben Besuch bekommen. Und diese drei Männer prophezeien ihnen, dass sie in einem Jahr einen Sohn haben werden. Das ist doch lächerlich! Dieser Zug ist längst abgefahren. So lange haben sie vergeblich gewartet und gehofft. Da waren so viele tränenreiche Nächte und Tage voller Fragen und Zweifel: Wo ist dieser Gott, der ihnen Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel versprochen hat?
Nun sind Abraham und Sara alt. Die Hoffnung auf das ersehnte Kind haben sie schon lange begraben. Und jetzt das. Ganz unerwartet sind sie einfach da: Gottes Boten mit ihrer guten Nachricht, dass Sara bald schwanger werden wird. Sara lacht. Denn zu viel spricht dagegen. Doch die Boten haken nach: „Sollte für Gott etwas unmöglich sein?“ (Gen 18,14) An dieser Frage ist schon so mancher verzweifelt. Aufgrund dieser Frage hat aber auch so mancher das Staunen über Gottes Größe gelernt.
So auch Sara. Denn ein Jahr später lacht sie wieder: Freudestrahlend, dankbar über die Geburt ihres Sohnes Isaak. Der Name Isaak bedeutet: „Gott lacht.“ Damit ist der Wunsch verbunden, dass Gott diesem Kind zulachen, ihm freundlich zugewandt sein möge. Und der Name ist Ausdruck dessen, was das alt gewordene Paar erlebt hat. „Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen.“ (Gen 21,6 E). Denn Gott hat dem Leben in ihr Raum gegeben. Abraham und Sara erleben: Gott steht zu seinen Verheißungen, über alle Irrungen und Wirrungen hinweg. Für Gott ist wirklich nichts unmöglich. Und so kann Sara aus vollem Herzen lachen und viele Menschen mit ihr. Sie können lachen, weil sie dankbar und glücklich sind. Weil sie dieses Ereignis über Gottes Größe staunen und seine Gnade spüren lässt. Deshalb können sie in diesem Moment herzlich lachen und sich freuen, obwohl sie zuvor und auch später vieles erleben, bei dem ihnen das Lachen vergeht: Die Zerstörung von Sodom und Gomorra, die beinahe Opferung Isaaks, der Streit mit Hagar und Ismael…
Sara lacht. Und Gott lacht. Das Lachen Gottes und das Lachen der Menschen begegnen einander in der Geburt Isaaks und viele Jahre später auch in der Geburt Jesu. So haben wir an Weihnachten gesungen: „Gottes Sohn, oh wie lacht, Lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende Stund´, Christ in deiner Geburt.“ Und an Ostern werden wir wieder erleben, wie Gott dem Leben Raum gibt und uns einstimmen lässt in das Osterlachen.
Und so wünsche ich Ihnen, dass Sie mit der Weihnachtsbotschaft im Rücken und der Perspektive Ostern vertrauensvoll durch diese Tage und in die beginnende Passionszeit gehen können und mit Begegnungen und Momenten gesegnet werden, in denen Sie mit Sara dankbar und staunend sagen können: „Gott hat dafür gesorgt, dass ich (wieder) lachen kann.“ (Gen 21,6 GN)
Diakonin Susanne Bühler
Monatsspruch Januar 2023
„Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Gen 1,31)
Ja, es war sehr gut. Damals als Gott Ordnung in das Tohuwabohu, in das Chaos gebracht hat und Licht ins Dunkel. Als er mit so viel Liebe zum Detail die Tiere und Pflanzen erschaffen hat und den Menschen als sein Ebenbild. Siehe, es war sehr gut. Damals als die Welt ausschließlich Gottes Handschrift trug. Doch schon bald wurde auch die Handschrift der Menschen in der Welt sichtbar. Auch da war manches gut. Doch nicht alles. Es wurden auch Grenzen überschritten. Nicht allen Versuchungen konnte widerstanden werden. Egoismus und Neid verleiteten zu grausamen Taten. Die Gier nach immer mehr, immer weiter, immer höher führten schließlich zu Trennung und Verwerfung. Bereits in der Urgeschichte, den ersten elf Kapiteln der Bibel, lesen wir davon.
Der Schöpfungsbericht provoziert mit seinem „sehr gut“. Spontan möchte man widersprechen. So vieles fällt einem ein, das nicht sehr gut ist. Doch im zweiten Moment spüre ich: Das kann ich nicht. Das geht nicht. Das greift viel zu kurz. Ich denke an den Frühling, wenn sich das Leben wieder Bahn bricht oder an die Geburt eines Kindes. Und da sind so viele weitere Momente, wo ich staunend und dankbar einstimmen kann in die Worte des Psalmbeters: „Wunderbar sind deine Werke, Herr, das erkennt meine Seele.“ (Psalm 139,14).
Der Schöpfungsbericht provoziert mit seinem „sehr gut“. Denn ja: vieles, das geschieht, ist nicht „sehr gut“. Doch schaue ich hinter die Kulissen, und sehe die Geschöpfe an sich, unabhängig von ihren Taten, dann leuchtet das elementare göttliche „sehr gut“ auf. Und ich spüre, wie dieses „sehr gut“ Gottes mich wärmt und motiviert und meinen Blick auf mich selbst und auf mein gegenüber verändert. Denn ich erkenne, dass nicht unser Tun und Lassen es ist, was uns grundlegend auszeichnet, sondern unsere Geschöpflichkeit, dass wir geliebtes Geschöpf unseres guten Schöpfers sind. So gesehen ist es „sehr gut“, dass wir am Anfang des Jahres hineingenommen werden in Gottes Blick auf seine Schöpfung, der Zuspruch und Anspruch zugleich ist.
Diakonin Susanne Bühler
Jahreslosung 2023
Guck-guck 2023.
Da bist du. Und da bin ich.
Vorsichtig gucke ich über die Schwelle zum neuen Jahr. Noch sehe ich nicht viel.
Ich erahne so manches,
hoffe,
befürchte,
plane.
Ich glaube, dass es stimmt, was die Jahreslosung verheißt:
Du bist ein Gott, der mich sieht.
Kein Tag, auch des neuen Jahres nicht, bleibt ungesehen, bedeutungslos.
An keinem Tag bin ich ganz allein, nur auf mich selbst gestellt.
Gott sieht mich.
Er sieht, was kommt, an Schönem und Schweren.
Er geht mit durch alle Tage und Zeiten.
Guck-guck 2023.
Ich komme.
Getrost und unverzagt möchte ich das neue Jahr beginnen, weil ich mich behütet und geborgen, gesehen und begleitet weiß.
Gott sieht mich.
Gott sieht das vor mir liegende Jahr.
Guck-Guck 2023.
Diakonin Susanne Bühler